WIE ICH RADELND ZU EINEM KLEINEN LEDERFETISCHISTEN WURDE

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Wenn uns jemand nach unserer Radreise fragt, ist die erste Frage eigentlich immer: „Und dein Arsch? Tut das nicht weh?! Ich würde sterben!“
VOR der Reise lächelte ich immer tapfer und hoffte auf ein Wunder. Denn ich war um ehrlich zu sein auch so ein Kandidat, der sich – egal auf welchem Fahrradsattel – spätestens nach einer Stunde anfing zu beschweren.
Der typische „Wie weit ist es noch ich will ein Eis und mein Po tut weh“ Fall. Ob dick oder dünn, schmal oder breit, meinen Sattel hatte ich noch nicht gefunden.
Deswegen war die Sorge um mein Hinterteil nicht ganz unbegründet. Im Kopf hatte ich ein dickes Silikonkissen unterm Arsch, zusätzlich unterstützt durch einen noch dickeren Silikonsattel. Nach dem Motto „Mehr hilft mehr“.
Doch Marc hatte andere Pläne. Er ist begeisteter „Brooks“-Sattel Fahrer.

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Kleine Federung zur Stoßabdämpfung

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noch nicht „eingeritten“

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leicht eingebrochen

Das Unternehmen Brooks stellt Fahrradsättel schon seit 1866 her und ließ sie bis heute quasi unverändert, also dachte ich – gut, die müssen wissen was sie machen. Umso überrasschter war ich, als ich dann mein Modell, den „Classic Flyer S“ in der Hand hielt: ein Stück hartes Leder mit Schrauben und Metallgestell versehen. Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, dass das bequemer und schonender sein sollte, als ein gepolsterter Sattel.

Mein erster Gedanke: ich könnte mir also genausogut eine Betonplatte aufs Rad schrauben. Affe auf Schleifstein. Doch versprach die Firma und Marc höchsten Fahrkomfort.

Das erste mal Aufsitzen war ungewohnt. Hart, steif und rutschig. Meine Vorstellung von höchstem Fahrkomfort war irgendwie anders. Aber ein Ledersattel will eingefahren werden. Nach ein paar hundert Kilometern wird das Leder immer weicher und passt sich der Form des Hinterteils an. Und was soll ich sagen – ich bin begeistert. 3000 Kilometer und kein einziges mal Poschmerzen.
Schon nach dem zweiten mal Aufsitzen war das Gefühl ganz anders. Man merkt einfach nichts. Es quitscht und arbeitet etwas, aber daran gewöhnt man sich schnell.
Etwas Pflege bedarf es natürlich auch, um lange von dem Sattel zu haben.
Wir haben etliche Radreisende getroffen, die begeistert ihre mehrere Jahre alten und deutlich beanspruchten „Bananensofas „ vorführten und nach wie vor happy damit waren, da die Brooks Sättel problemlos nachgespannt werden können, sollten sie zu arg nachgeben. Jeder hat sein eigenes Rezept, um den Sattel geschmeidig zu halten: von Einfetten und in den Ofen legen bis hin zu Lagern in feuchten Kellern waren alle Tipps dabei.
Ich kam aber auch ohne diese Tipps gut klar, denn ich hatte meinen Sattel gefunden. Dieser und kein anderer mehr – nie wieder. Hochwertige Komponenten verarbeitet zu einem echten Sofa.
Ich kann nur jedem empfehlen, sich die Modelle der Firma Brooks mal anzuschauen, es gibt verschiedenste Modelle für jede Gelegenheit in allen mögichen Farben und Preisklassen.

Mein Modell Brooks Flyer S ist die Damenversion und spezial für Langstrecken geeignet. Mit nur 800g ein bisschen leichter, kürzer aber dafür breiter als Marcs Modell, der Brooks Flyer für Herren.
Ich favorisiere das schöne Honigbraun, das den Retrocharme der Sättel besonders zur Geltung kommen lässt, Marc hat sich für den zeitlosen Klassiker in Schwarz entschieden.
Beide sind Ihrem Ruf gerecht geworden und ich bin immer noch verliebt in das kleine Stück Leder, das so wunderbar zu meinem Hinterteil passt.

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Jeder sollte so etwas zu Hause haben. Es macht tatsächlich glücklich!

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