2 ETAPPE: EINMAL ÖSTERREICH ZUM MITNEHMEN BITTE!

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Wir möchten euch an dieser Stelle von unseren Erlebnissen bei unseren Nachbarn den Österreichern erzählen. Weshalb ihr auch einmal entlang der Donau durch dieses schöne Land radeln solltet erfahrt ihr hier.

Am 31.8. sind wir aus Passau ausgelaufen in Richtung Österreich. Der Grenzübergang in das Land der Mozartkugeln ist ein kleiner Radweg mit einem noch viel kleineren Schild auf dem steht,  dass zwar eine Grenze überquert wird, nicht aber in welches Land. Die Österreicher nehmen sich eben nicht ganz so wichtig, sympathisch!

Fährt man in die entgegengesetzte Richtung über diese „Grenze“, steht auf dem Schild mit dem blau- weisen Pfosten nicht etwa Bundesrepublik Deutschland, nein, hier überquert man die Grenze nach Bayern!

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Gleich nach der Grenze geht es durch schöne Täler, immer entlang der Donau. Kleine Fähren, die extra für die vielen Radwanderer die hier unterwegs sind, laden ein um die Donau zu überqueren und so auch mal auf der anderen Seite zu radeln. Für einen Erwachsenen mit Fahrrad kostet es zwischen 1,50€ und 2,50€.

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Unsere erste Nacht verbrachten wir auf einem schönen und wirklich idyllisch gelegenen Campingplatz.

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Am nächsten Tag ging es weiter nach Linz, wo wir einen weiteren Campingplatz aufsuchten. Dieser war aber, wie häufig in und um größere Städte, derbe abgefuckt. In der Toilette lief das Wasser ohne Unterlass, warmes Wasser in der Dusche kostete 50 Cent Extra, (der Schwabe in mir kam durch und ich duschten kalt! Judi war der Warmduscher) und eine Putzfrau hat sich in diesen Sanitäranlagen wohl seit Wochen nicht mehr blicken lassen.

Aber eins war dennoch positiv. Über das komplette Gebiet der Stadt Linz gibt es kostenlose WLAN Hotspots. Für uns digitale Junkies natürlich purer Stoff in Datenform. Der Campingplatz hatte selbst kein Netz im Angebot. Also wenn ihr je nach Linz kommt, macht einen Bogen um den Campingplatz (Zeltplatz am Plaschinger See) und freut euch auf das WLAN!

Der nächste Morgen erwartete uns wieder einmal mit reichlich Regen. So packten wir unser Zelt schnell zusammen und schwangen uns auf unsere Räder weiter entlang der Donau. Auf dem Bild seht ihr Grein.

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Dort angekommen hatten wir wenig Lust, eine weitere Nacht in unserem bereits völlig durchnässten Zelt zu verbringen und entschieden uns für eine Art Bungalow / Zirkuswagen die Nacht zu verbringen. Kosten 35€ für zwei Personen. Der „Bungalow“, wie er vom Zeltplatzbesitzer tituliert wurde, war für uns in diesem Moment nur unweit von einem vier Sterne Hotel entfernt. Nur der Zimmerservice fehlte noch. Als Nachbarn hatten wir eine Badische Delegation bestehend aus zwei Reiseradlern die sich erst vor zwei Tagen getroffen hatten und unterwegs nach Budapest bzw. nach Warschau waren.  Markus aus Heidelberg und Elias aus Freiburg. Ein weiterer Reiseradler aus England hatte sich ebenfalls auf dem Platz eingefunden, Alex (25)war bereits seit 8 Wochen on the road und auch mit dem Ziel Budapest unterwegs. Auf dem Campingplatz spielte an diesem Abend eine Live Band die aus recht jungen Musikern bestand. Vom Zeltplatzbetreiber wurden uns diese Jungs als Jazzband angekündigt. Und ich muss zugeben sie waren nicht einmal schlecht. Der musikalische Höhepunkt war eindeutig als Sie das von StarWars den Cantina Song zum Besten gaben! So saßen wir zu fünft, Elias, Markus, Alex, Judi und ich, lauschten der „Schülerband“, tranken unser Bier und nach einer Stunde mussten wir dann auch alle ins Bett. Das schwere Los des Reiseradlers, nach einem Bier am Abend muss unverzüglich die horizontale aufgesucht werden aufgrund plötzlicher und umhauender Müdigkeit.  Auf dem Bild seht ihr Markus in Grün und Elias in Schwarz und unseren killer „Bungalow“.

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Als wir am nächsten Tag aufbrachen kamen wir gerade einmal 20 Km weit und dann passierte es. Ich wollte einen Apfel in zwei Teile schneiden. An und für sich nicht die schwerste und vor allem nicht die gefährlichste Aufgabe. Naja, was soll ich sagen. Der Apfel war nur halb geschnitten und meine linke Hand blutete recht streng. Der Schnitt war so tief, das Judi mir gleich einen Verband anlegte und wir den nächsten Arzt aufsuchten. Da aber Sonntag war und kein Arzt geöffnet hatte, fuhren wir zum örtlichen Notdienst. Dort angekommen wurden wir von Blasmusik empfangen. Der Rettungsdienst aus Klein-Pöchlarn feierte sein 45 jähriges Jubiläum und freuten sich darüber einen „Notfall“ zu behandeln. Nach Sichtung der Wunde durch einen Sanitäter wurde ich das zweite Mal verbunden uns ins nächstgelegene Krankenhaus in Melk verwiesen. Also noch 20Km auf dem Rad ins Krankenhaus. Dort wurde ich dann schlussendlich genäht.

Da es zwischenzeitlich wieder zu regnen begann entschieden wir uns ein Zimmer in Melk zu nehmen und dort die Nacht zu verbringen.

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Die beiden darauffolgenden Tage regnete weiter ohne Unterlass und wir blieben, auch meiner Hand zuliebe zwei weitere Tage in dem Hotel.

Am 3.9. haben wir uns dann, gut erholt, an die 118 Km bis nach Wien gemacht. Unsere bislang längste Strecke an einem Tag. In Wien kamen wir um 18:30 Uhr an und wurden herzlich von Judis Cousine Alex empfangen und eingeladen zwei Nächte zu bleiben. Alex arbeitet als forschende Tierärztin in der Universitätsklinik Wien. Leider musste sie dort auch am nächsten Tag zur Arbeit und wir nutzen den Tag um die Stadt zu erkunden.

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Ab hier schreibt Judi :

Mit der U-Bahn zogen wir los Richtung Stefansplatz, um direkt von der  Touri-Auffangstation aus die Stadt ein wenig kennenzulernen. Begleitet vom allgegenwärtigen Duft (Anmerkung Marc: Gestank) der arbeitenden Kutschpferde erkundeten wir zu Fuß die historische Altstadt vom Stephansdom über den Heldenplatz vorbei an der Staatsoper, der Wiener Hofreitschule bis hin zum Wiener Stadtpark, in dem wir etwas in der Sonne Energie tankten. Das Wetter war an diesem Tag auf unsrer Seite und so verbrachten wir einen wunderschönen und entspannten Tag und mein Wendy-Herz schlug höher als ich einen echten Wiener Lipizzaner der Hofreitschule sehen durfte.

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Am Freitagmorgen frühstückten wir noch gemeinsam mit Alex, um sie danach zur Tieruniklinik zu begleiten und ihre „Patienten“ kennenzulernen. Ich als altes Bauramädle fühle mich da direkt wie zu Hause: Vom Kälbchen über Schafe bis hin zu Alpakas (Babyalpakas sehen wahnsinnig putzig aus. Awww.)

Gestärkt und zufrieden nahmen wir Abschied von Alex und radelten 80 km in die Wiener Neustadt. Wer wie ich bei diesem Namen dem romantischen Glauben verfällt, es sei eine süße, charmante Stadt mit der Ausstrahlung Wiens, der hat weit gefehlt. In dieser Stadt fühlte ich mich wie ein Zeuge Jehovas auf dem Beichtstuhl. Alles andere als wohl.

Der einzige Campingplatz der knapp  41.000 Einwohner zählenden Stadt war wohl sinnbildlich der wahrgewordene Ausdruck des Neustadt-Charmes.  Um es kurz zu sagen: unser selbstgewählter Free-Campingplatz übertraf jegliche Komfort der Stadt um Längen.

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Österreich verließen wir dann stilecht am nächsten Morgen mit dem Wiesel und fuhren bis nach Maribor, Slowenien, um unser Date mit Anja und Lucas einhalten zu können.

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Glücklicherweise regnete es endlich mal wieder, sodass unser Sonnenbrand vom Vortrag nicht noch durch zusätzliche Sonne überbeansprucht wird. Jetzt sitzen wir bei der überaus freundlichen Familie Kecek auf ihrem wunderschönen und sehr gepflegten Campingplatz in Maribor, trocknen unsere schon wieder nassgewordenen Socken und warten auf die Ankunft unserer Freunde. Jeeeh !

 

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